Wohltätige Podiumsdiskussion zum Thema „25 Jahre NATO-Angriff auf die Bundesrepublik Jugoslawien“ fand mit Teilnahme eminenter Gäste in Innsbruck statt

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Am 18. April 2024 fand im kleinen Saal der ÖGB Tirol in Innsbruck in Organisation des Serbisch Orthodoxen Jugendvereins Innsbruck (SPOJI) die wohltätige Podiumsdiskussion zum Thema 25 Jahre NATO-Angriff auf die Bundesrepublik Jugoslawien statt.

Der Titel der Veranstaltung war „Der völkerrechtswidrige NATO-Angriff auf die Bundesrepublik Jugoslawien. 25 Jahre danach. Gründe, Folgen, Zukunftsperspektiven.“, die von Frau Susanne Golubović moderiert wurde. Sie eröffnete den Diskussionsabend mit der Begrüßung der zahlreichen Ehrengäste im Publikum, von denen einige sogar aus Wien und der Schweiz anreisten. Sie bedankte sich dabei auch im Namen von SPOJI bei den Ämtern für Kultur und Integration der Stadt Innsbruck und bei der Verwaltung für die Zusammenarbeit mit der Diaspora des Außenministeriums der Republik Serbien, die diese Podiumsdiskussion, die Teil des Ganzjahresprojekts „15 Jahre SPOJI. Verbunden sind wir stärker!“ ist, mit subventioniert haben.

Unter den Ehrengästen des Abends waren:

  • Frau Mag.a Elisabeth Mayr, Stadträtin Innsbrucks und Bürgermeisterkandidatin bei den vergangenen Gemeinderatswahlen für Innsbruck
  • Frau Vera Vukićević, Generalkonsulin der Republik Serbien in Salzburg
  • Frau Zeliha Arslan, Landtagsabgeordnete zum Tiroler Landtag und Sprecherin der Grünen Frauen Tirol
  • Frau Sonja Föger-Kalchschmied aus Telfs, SPÖ-Abgeordnete zum Tiroler Landtag
  • Frau Andrea Dengg, FPÖ-Gemeinderätin und Klubobfrau
  • Frau Tamara Danilović-Baumgartner aus Wien, Vorsitzende des Mauthausenkomitees Serbiens a.D.
  • Herr Bernhard Höfler, Vorsitzender der FSG Tirol, Gewerkschaftssekretär der PRO-GE Tirol und Vorstandsmitglied der Arbeiterkammer Tirol
  • Univ.-Prof. DDr. Dr.habil. Wolfgang Rohrbach aus Wien, Vorsitzender der Europa Nostra Austria, Vizepräsident der Österreichisch-Serbischen Gesellschaft und Ehrenmitglied von SPOJI
  • Herr Daniel Schmid, Mitglied des Österreichischen Bundesrates. Mitglied der Parlamentarischen Freundschaftsgruppe Österreich-Serbien. Er ist Bereichssprecher für: Landesverteidigung, Südtirol, Umwelt, und Klima
  • Herr Christian Kovačević aus Wörgl, SPÖ-Abgeordneter zum Tiroler Landtag und Nationalratsabgeordneter a.D.
  • Herr Mag. Benjamin Plach, Gemeinderat und Vorsitzender der SPÖ Innsbruck
  • Herr Reini Happ, Obmann des Vereins „Reini Happ und Freunde“
  • Herr Siegfried Kerschbaumer, Vizebürgermeister der Gemeinde Gries am Brenner a.D. und Ehrenmitglied von SPOJI

Mag. Vladimir Vlajić, einer der Gründer und Vorstandsmitglied von SPOJI und des Dachverbands der Serben in Österreich sowie erster Österreichischer Gedenkdiener in Serbien, wandte sich dann im Namen des Veranstalters an alle Gäste. Er erklärte, dass SPOJI aus mehreren Gründen entschieden hat eine Podiumsdiskussion zu diesem Thema zu organisieren. Zum einen damit dieses Ereignis nicht in Vergessenheit gerät, zum anderen aber auch über dieses Thema in der heutigen Zeit zu sprechen und soweit es möglich ist verschiedene Sichtweisen dazu gegenüberzustellen, da es leider immer noch nicht an Aktualität verloren hat. Er betonte, dass es alle in SPOJI freut, dass die Mehrheit im Publikum nicht serbischer Herkunft ist, da das zeigt, dass dieses Thema weit über die serbisch stämmige Community hinaus interessant sein kann.

Er erklärte allen Anwesenden auch, dass Univ.-Prof. Dr. Gerhard Mangott, Professor für Politikwissenschaft mit den Schwerpunkten Internationale Beziehungen und Sicherheit im postsowjetischen Raum an der Universität Innsbruck, Russland- und Osteuropa sowie Experte für Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika, seine Teilnahme an dieser Veranstaltung unlängst leider zurückgezogen hat. Herr Prof. Mangott teilte SPOJI mit, dass der Grund dafür „der auf ihn zunehmenden Druck von außen“ ist.

Neben Prof. Mangott wurden in der Ankündigung dieser Veranstaltung auch Prof. Dr. Norman Paech – Jurist und emeritierter Professor für Politikwissenschaft und Öffentliches Recht an der Universität Hamburg; Vorsitzender der Jury des Europäischen Tribunals über den NATO-Krieg gegen Jugoslawien; Mitglied des Internationalen Auschwitz Komitees – und Dr. Kurt Gritsch – Historiker und Konfliktforscher. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Innsbruck und Luzern sowie am Institut für Kulturforschung Graubünden. Zahlreiche Veröffentlichungen zu vergleichender Konfliktforschung und historischer Migrationsforschung. Seit September 2023 Leiter des Kulturarchivs Oberengadin, in der Schweiz. – angeführt.

Herr Bernhard Höfler wandte sich dann als Hausherr des Abends an das anwesende Publikum, begrüßte alle und erklärte, dass es ihn sehr freut, dass man im Rahmen dieser Podiumsdiskussion über dieses Thema spricht und dass er hofft dass wir Lehren aus der Vergangenheit ziehen werden, um eine bessere gemeinsame Zukunft zu kreieren.

Susanne Golubović begrüßte dann Prof. Norman Paech und Herrn Dr. Kurt Gritsch, die in der ersten Reihe saßen, stellte sie nochmals vor und bat sie am Podium Platz zu nehmen. Danach machte sie einen kurzen Rückblick auf das NATO-Bombardement von 1999 indem sie einige Fakten nannte. So z.B. dass das NATO-Bombardement 78 Tage und Nächte, vom 24.03. bis zum 10.06.1999, dauerte. Es wurde auch erwähnt, dass dabei sowohl Splitterbomben als auch umstrittene Uranmunition eingesetzt wurden sowie dass auch zivile Ziele wie Wasserversorgung, Brücken, Schleusen, Elektrizitätswerke, Bahnhöfe, Schulen und Krankenhäuser, bombardiert wurden. Sie erwähnte auch, dass die Gesamtzahl der Todesopfer durch die Bombardierung auf mindestens 2.500 Menschen geschätzt wird. Darunter 1.500 Zivilisten, Serben sowie Albaner und andere Nationalitäten. Davon 81 serbische, albanische und Kinder anderer Herkunft. Mindestens 5.000 Zivilisten wurden verletzt. Frau Golubović erklärte dann, dass man dieser, aber auch aller Opfer seither und in den aktuellen weltweiten Konflikten, gedenken will und bat alle Anwesenden für eine Gedenkminute aufzustehen und in sich zu gehen.

Danach ging die Podiumsdiskussion zum genannten Thema los, die von Susanne Golubović sehr gekonnt geführt und zwischen den Herren Paech und Gritsch übergeleitet wurde und so ständig sehr lebhaft und interessant gehalten wurde.

Prof. Dr. Norman Paech

Prof. Paech und Dr. Gritsch diskutierten zu äußerst interessanten Fragen, die von Moderatorin Susanne Golubović gestellt wurden, wie zum Beispiel wo sie die Gründe für die NATO-Intervention auf die Bundesrepublik Jugoslawien sehen, wer die lokalen und internationalen Konfliktparteien waren und welche Standpunkte sie vertraten, wie damals das Bombardement begründet wurde und wie sehr das mit Fakten gedeckt war, wie stark der Einfluss der Medien damals in Bezug auf die Schaffung einer befürwortenden Kriegsatmosphäre in West und Ost war, was die realen Alternativen zur Lösung der damaligen Krise im Kosovo waren, wie die NATO-Bombardierung die politische Lage am Balkan sowie international in den darauffolgenden 25 Jahren geformt hat, was die langfristigen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einflüsse des NATO-Angriffs auf Restjugoslawien waren, wie die „Operation Allied Force“ vom moralischen, politischen und rechtlichen Standpunkt zu beurteilen ist, usw. Es wurde auch über die Neutralität Österreichs diskutiert sowie über die Resolution 1244 die im Juni 1999 im UN-Sicherheitsrat beschlossen wurde, ob die Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo eine Öffnung der Büchse der Pandora ist, und wie beide die Friedensperspektiven am Kosovo, dem Balkan, in Europa und weltweit sehen und wie hoch die Gefahr vor einem 3. Weltkrieg ist. Dabei wurden so gut wie alle Fragen aus damaliger wie auch heutiger Perspektive betrachtet.

Dr. Kurt Gritsch

Was die Zukunftsperspektiven bzw. Lösungsvorschläge betrifft wurde u.a. gesagt, dass es notwendig ist, dass alle Seiten zur Respektierung und Einhaltung des Völkerrechts zurückkehren sollten, das von verschiedenen Seiten und Großmächten 1999 sowie auch heute gebrochen wurde/wird, und das nur so der Weltfrieden in Zukunft gesichert werden kann.

Prof. DDr. Wolfgang Rohrbach (erste Reihe)

Auf die Podiumsdiskussion folgte eine Publikumsdiskussion in der Herr Prof. DDr. Wolfgang Rohrbach aus Wien, der schon seit der 1980er Jahre auch am Balkan und in Serbien und Montenegro wissenschaftlich und wirtschaftlich tätig war, das Eis brach indem er die wirtschaftlichen Aspekte erklärte, die in den 1990er Jahren zu Kriegen in Europa und auch letztendlich im NATO-Bombardement der Bundesrepublik Jugoslawien mündeten. Darauf folgten weitere höchst interessante Fragen und Anregungen aus dem Publikum auf die Prof. Paech und Dr. Gritsch sehr fundiert eingegangen sind.

Darauf moderierte Susanne Golubović die Podiumsdiskussion ab, verwies auf den wohltätigen Zweck des Abends, durch den am Ende 1.075 Euro an Spenden für armutsbetroffene Familien am Balkan und armutsbetroffene und kranke Kinder in Tirol zusammenkam (Prof. Paech verzichtete auf sein Honorar zugunsten des Spendenziels).

Sie übergab noch einmal an Vladimir Vlajić, der sich im Namen von SPOJI nochmals bei Prof. Paech und Dr. Gritsch sowie bei Susanne Golubović und allen anwesenden Gästen für die Teilnahme, das Kommen und die Spenden bedankte, und nochmals hervorhob, dass SPOJI sehr dankbar ist, dass man sich in einer angenehmen Atmosphäre mit einer gesunden und positiven Diskussionskultur über dieses Thema austauschen konnte sowie, dass man hofft, dass das nur der erste kleine Schritt in Richtung einer friedlicherer Zukunft in Europa ist.

Zu guter Letzt gab es noch einen Umtrunk bei dem man sich noch in Einzelgesprächen zum Thema dieses Abends, aber auch zu anderen Themen ausgetauscht hat.

Diese Veranstaltung wurde aufgenommen und sollte im Juni 2024 auf dem YouTube-Kanal von SPOJI veröffentlicht werden.  

 

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